Ich will mich nicht damit aufhalten, zu diskutieren, ob ich den hier zur Debatte stehenden Ansatz für methodisch sauber, klar, eindeutig usw. finde. Nur wenn ich derlei Fragen ignoriere, komme ich vielleicht zu den Aussagen, deretwegen der Autor, den ich im Folgenden „ER“ nenne, seine „Anstrengung“ unternommen hat. Ich meine also, man muss zunächst freilegen, was der Autor sagt/sagen will, um dann zu schauen, ob das entwickelbar ist, widerlegbar oder einfach nur Quatsch.
TMD Satz 1: Was die Welt ist, ist unsagbar.
Was will ER damit sagen?
TMD 1.1 konzidiert zunächst eine Welt, „die der Fall war“ (also die Welt des TLP 1). Bevor wir uns mit den Tiefen einer „ersten (oder Bild-)Welt“ (TMD 1.1.1) beschäftigen, müssen wir uns mit dem Subjekt auseinandersetzen, das in TMD 1.1.1.1 eingeführt wird. Dieses Subjekt „sah“ diese Welt (des TLP) „bis an den Horizont“ - und darüber hinaus (nämlich mit allen Sinnen). Implizit wird dann - in TMD 1.1.1.1.1 - das Sehen, Hören, Fühlen etc. unter das „Vorgestellte“ subsummiert.
ER macht hier offenbar eine Differenz auf zwischen einer Welt, die aus Tatsachen besteht, und einer anderen (?) Welt, in der es etwas Gedachtes, Imaginiertes gibt, das die „erste“ Welt (in Analogie zum Radio) nur als „Trägersignal“ benutzt, auf dem eine Nachricht transportiert wird, von der das Trägersignal selbst, also solches, aber nichts weiss/wissen kann.
Im TLP 1.1 war die Welt „alles, was der Fall ist“, und somit vom Sehen eines Subjektes unabhängig; nämlich war sie „die Gesamtheit der Tatsachen“. TLP 1.11 sagt: „Die Welt ist durch die Tatsachen bestimmt und dadurch, dass es alle Tatsachen sind.“ Offenbar sieht ER eine Differenz zwischen Tatsachen (als einer quasi objektiven „Substanz“) und „Vorstellungen“ (als einer nur von einem Subjekt dekodierbaren Fiktion). Offenbar will ER darauf hinaus, dass Tatsachen (die - laut TLP 2 - aus Sachverhalten bestehen) ein unbrauchbarer Begriff für die Beschreibung der Welt ist. Denn er kontrastiert diese vermeintlichen „Tatsachen“ in 1.1.1.2 mit der „Wahrheit“, die ER am Horizont des Subjektes enden lässt. ER sieht das Bestehen von Tatsachen scheinbar dadurch in Frage gestellt, dass „das Wahre“ zwischen Subjekten verhandelt werden muss.
Man könnte also sagen, dass das TLP noch vom Vorhandensein einer „tatsächlichen“ Welt ausgeht, während das TMD in einer Art Indizienprozess die Wahrhaftigkeit und Objektivität dieser „tatsächlichen“ Welt zerlegt.
Man könnte nun auf einer Metaebene darauf verweisen, dass auch die Subjektivität der Subjekte und ihr interaktives Ringen um die Wahrheit eine (TLP-)Tatsache ist, und damit widerspruchsfrei in dessen Gerüst einpassbar. Mir scheint jedoch, dass ER darauf hinaus will, dass alle bekannten Instanzen, die über das Sein oder Nicht-Sein von Tatsachen entscheiden könnten, Subjekte sind; dass es also die „Objektivität“ der Metaebene nicht gibt, und alle Beschreibung der Welt darauf zurückgeworfen ist, zu sagen, was das Subjekt sagen kann. Und dieses Subjekt kann mit Sicherheit nicht die Welt ein anderen Subjektes beschreiben.
Man könnte noch weiter gehen: das TLP kennt einen Gott. Das TMD kennt ihn nicht.